Rollenspiele im Kindergarten: Kleine wachsen spielend in die Welt der Großen hinein

Rollenspiel Picknick

Christine Hagemann


Zusammenfassung von Elementarpädagogin Barbara Kainz

Bäcker, Tierarzt oder Feuerwehrfrau – Kinder lieben es, in Rollen zu schlüpfen. Spielerisch erkunden sie die Welt der Erwachsenen. Und dabei machen sie wichtige Erfahrungen.


Erinnern Sie sich an die Spiele, die Sie in Ihrer Kindheit zusammen mit Freunden gespielt haben? Kinder ahmen im Spiel nach, was sie in ihrem Umfeld erleben oder im Alltag bei den „Großen“ abschauen. Auch Szenen aus Büchern oder Filmen werden mit verteilten Rollen nachgespielt und fantasievoll ausgeschmückt.

Häufig geben Kinder im Rollenspiel wieder, was sie gerade besonders beschäftigt. Deshalb erfahren Sie als Beobachter eine Menge über das Erleben der Kleinen. Sehen Sie an Beispielen, wie Sie die Rollenspielfreude Ihrer Kinder anregen.


 
Warum Rollenspiele für Kinder wichtig sind

Über das Rollenspiel werden soziale Vorgänge und Verhaltensweisen eingeübt. Im Spiel lernen die Kinder die gesellschaftlichen Normen kennen, sodass sie sich in den Rollen, die sie im Alltagsleben einnehmen, besser zurechtfinden. Zudem können Kinder im Rollenspiel neue Verhaltensweisen ausprobieren. Das Kind interpretiert seine Rolle und lernt dabei, dass Rollen veränderbar sind.

Rollenspiele haben großen Einfluss auf die kindliche Entwicklung:

  1. Im Rollenspiel befasst sich das Kind mit der Welt der Erwachsenen. Es spielt Alltagssituationen nach und setzt sich dabei mit verschiedenen Aufgaben und Berufen auseinander. Mal ist es Vater oder Mutter, mal Busfahrer, Kinderärztin, Gemüsehändler oder Polizistin. So lernt das Kind die Erwachsenenwelt zu verstehen und wächst spielerisch in die Gesellschaft hinein.
  2. Im Rollenspiel lernt das Kind, sich in andere hineinzuversetzen. Es übernimmt die Position der Rollenfigur und entwickelt dabei Verständnis für andere Sichtweisen. Im Perspektivwechsel kann das Kind die Gefühle anderer nachempfinden und Einfühlungsvermögen entwickeln.
  3. Im Rollenspiel verarbeitet das Kind intensive Erlebnisse. Das können besonders schöne, aufregende, aber auch traurige oder beängstigende Dinge sein. Indem das Kind im Rollenspiel darstellt, was es erlebt hat, kann es Abstand zu seinen Emotionen gewinnen und seine Ängste leichter bewältigen.
  4. Durch das Rollenspiel gewinnt das Kind Selbstsicherheit. Wenn es zum Beispiel in die Rolle einer Ärztin, eines Forschers oder eines Superhelden schlüpft, identifiziert es sich auch mit deren Eigenschaften und Fähigkeiten. Dadurch gewinnt das Kind Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.
  5. Im Rollenspiel kann das Kind innere Konflikte und Bedürfnisse ausleben. So manches Kind fühlt sich entlastet, wenn es beispielsweise in seiner Rolle „verbotene“ Schimpfwörter sagen und mal richtig frech sein darf. Das hilft auch stillen Kindern, angestauten Ärger und Wut rauszulassen.
  6. Über das Rollenspiel entwickelt das Kind Sozialverhalten. Es lernt, seine Vorstellungen einzubringen, mit anderen zu kooperieren und Kompromisse zu schließen. Ein Kind, dem es sonst vielleicht schwerfällt, anderen zuzuhören, zu teilen oder still zu sein, übt diese Dinge leichter, wenn sie zu seiner Rolle gehören.
  7. Im Rollenspiel trainiert das Kind seine sprachlichen Fähigkeiten. Es verbessert seine Ausdrucksfähigkeit und lernt, sich mit anderen zu verständigen. Dazu gehört auch, dass die Kinder sich für das gemeinsame Spiel absprechen müssen, um sich über die Rollenverteilung und den Spielverlauf zu einigen.


Text: Auszug aus Christine Hagemann/ Backwinkel GmbH Backwinkelblog „Lachen Lesen Lernen“



24.02.2023